LH Dr. Peter Kaiser


Dr. Peter Kaiser ist Landeshauptmann von Kärnten und für mich schon viele Jahre ein guter Gesprächspartner. Seit Jahrzehnten ist er in der Sozialdemokratie engagiert und hat 2013 in Österreichs südlichstem Bundesland einen politischen Neubeginn herbeigeführt. Im Frühjahr 2018 stellt er sich aufs Neue dem Urteil der Wählerinnen und Wähler.

Authentizität, Menschlichkeit und eine politische Mission

Wie hat deine politische Karriere begonnen?

Auf der Schipiste mit langen, wehenden Haaren im Jugendwahlkampf für Leopold Wagner – und zwar im Jahr 1974. In der Folge habe ich mich innerhalb der sozialdemokratischen Jugendorganisationen in verschiedenen Funktionen wiedergefunden, wurde 1984 Gemeinderat in Klagenfurt und 1989 der bis dahin jüngste Landtagsabgeordnete. Zum Kärntner Landtag habe ich zwölf Jahre lang eine On-Off-Beziehung gehabt, bis wir dann ab 2001 „fix zusammen“ waren, um bei der gewählten Diktion zu bleiben. Nach der überraschenden Demission von Gaby Schaunig bin ich schließlich 2008 in die Kärntner Landesregierung gekommen.

Dann haben sich die Ereignisse überstürzt…

Das kann man ohne Übertreibung sagen. Tod des damaligen Landeshauptmannes und davon überschattet eine dramatische Wahlniederlage für die Sozialdemokratie bei den Landtagswahlen. Rund ein Jahr später habe ich dann unter sehr schwierigen Voraussetzungen in einer Kampfabstimmung den Parteivorsitz übernommen. Ich kann mich noch gut an ein Gespräch mit meiner Mutter erinnern, die mich im Vorfeld des Parteitages mit den Worten „Bub, tu das, wovon du überzeugt bist, auch wenn es nicht leicht ist“ in meiner Entscheidung bestärkt hat.

Und leichter wurde es ja wahrlich nicht…

Dem ist nicht zu widersprechen, auch wenn uns die vielen Missbräuche der Vorgängerregierung, die nach und nach aufgetaucht sind, naturgemäß politisch entgegengekommen sind. Durch den Druck der Straße und den Schulterschluss mit zwei anderen Parteien ist es uns schließlich gelungen, die Wahlen um ein Jahr vorzuverlegen. Im März 2013 wurde die alte Regierung dann abgewählt – auf diese Formulierung lege ich Wert. Seitdem amtiere ich als Landeshauptmann von Kärnten.

Eine derartige Machtposition zu erreichen, ist das eine. Diese dann aber zu festigen und ins Umsetzen zu kommen, das andere…

Aus meiner Sicht braucht es dazu über die traditionellen Führungsqualitäten hinaus, Authentizität, Glaubwürdigkeit und eine politische Mission in Form von übergeordneten Zielen. Bei mir sind das beispielsweise mehr soziales Miteinander, bessere Arbeitsbedingungen und Bildung.

Authentizität und Glaubwürdigkeit sind ja auch eine Frage der Kommunikation…

Deshalb lege ich stets großen Wert darauf, dass meine Taten und Worte nicht auseinanderklaffen. Denn wenn das passiert, wird man sehr rasch als Schwadronierer entlarvt. Auch lasse ich Kraft einer gewissen inneren Überzeugung nicht leichtfertig an mir herumwerkeln – weder äußerlich noch inhaltlich. Was mich allerdings nicht davon abhält, gegebenenfalls dazuzulernen und gescheiter zu werden.

Eine politische Karriere ist mit sehr großem Druck und Belastungen verbunden. Wie hält man das über Jahrzehnte aus?

Mit einer gewissen Grunddisziplin. Das heißt, ich bin mittlerweile so weit, dass ich anerkenne, dass nach 22 Uhr in den meisten Fällen nicht mehr viel veränderbar ist. Mit sehr viel Sport. Und mit großer Leidenschaft für meine Arbeit.

In Führungspositionen ist es oft schwer, realistische Rückmeldungen zu erhalten. Wie schafft man es, den Kontakt zu den Menschen nicht zu verlieren?

Ich komme ja aus einer Arbeiterfamilie. Meine Mutter hat uns alleine großgezogen. Diese Erfahrung hat mich geprägt und wird mich ein Leben lang erden. Ersteres widerspiegelt sich auch in meinem persönlichen Empfinden. Dabei habe ich ein sehr positives Verhältnis zu Kritik. Sie ist die Grundlage jeder Verbesserung.

Der Zugang von Frauen und Männern zu Macht: gibt es da deiner Ansicht nach wesentliche Unterschiede?

In meinem persönlichen Erfahrungsbereich schätze ich die Zusammenarbeit mit Frauen in Führungsverantwortung sehr. Ich orte hier tendenziell weniger Brimborium und dadurch mehr Zeit und Ressourcen für das Wesentliche.

Wenn du auf deine bisherige Karriere zurückblickst: was war dein erster entscheidender Durchbruch?

Die Antwort wird jetzt vielleicht etwas überraschen; aber am eindringlichsten in Erinnerung geblieben, ist mir ein Moment aus dem Jahr 1981, als das Wahlergebnis zum Landesvorsitzenden der Sozialistischen Jugend im Gemeindezentrum Viktring verlautbart wurde – und ich mit elf Stimmen Vorsprung gewonnen habe.

Apropos Jugend: Welchen Satz gibst du politisch engagierten Jungen mit auf den Weg?

Erarbeite dir Grundsätze, befolge diese und überprüfe mit dem täglichen Blick in den Spiegel, ob du sie auch einhältst.

Noch eine letzte Idee: Wenn du dir eine Zeitungsschlagzeile wünschen könntest, zum nächsten runden Geburtstag zum Beispiel, wie würde die lauten?

Ziel erreicht. Mit dem Untertitel: In Kärnten muss niemand mehr von Existenzsorgen geplagt einschlafen oder aufwachen.

Danke für das Gespräch.