Mag. Achill Rumpold
Mag. Achill Rumpold war Büroleiter, Landesparteisekretär und Landesrat in Kärnten in einer äußerst turbulenten Phase für seine Partei. Mit einigem Abstand blickt er kritisch und reflektiert auf diese Zeit zurück. Ein spannender Gesprächspartner, der die Höhen und Tiefen einer Machtposition persönlich und unmittelbar erlebt hat.
Leidenschaftlich und zielstrebig
Gibt es ein Patentrezept für den Einstieg in die Politik?
Wenn es das gäbe, dann hätten wir wahrscheinlich ein ziemliches Gedränge. Zielstrebigkeit und Leidenschaft sind aber zweifellos wichtige Grundvoraussetzungen. Den großen politischen Karriereplan hatte ich persönlich nie. Vieles hat sich nach und nach ergeben.
Bis hin zum Landesrat…
Die fast zehnjährige Erfahrung als Landesparteisekretär und als Büroleiter eines Regierungsmitglieds war da ein großer Startvorteil. Meine erarbeiteten Kompetenzen in Strategiefragen und bei den politischen Inhalten waren dann gefragt, als ich von einem Tag auf den anderen ohne Reibungsverlust die Regierungsposition zu übernehmen hatte. Eine Hundert-Tage-Frist habe ich nicht gebraucht!
Wie punktet man im Scheinwerferlicht der Medien?
Dafür muss man nicht perfekt sein. Das Wichtigste sind Authentizität, Routine und eine Vision. Und man darf nicht immer nur auf der Suche nach der schnellen Schlagzeile sein.
Politik ist ja generell schnell und intensiv. Wie bist du mit diesem Druck umgegangen?
Man sollte sich selbst nicht allzu wichtig nehmen und das Handwerk gelernt haben. Quereinsteiger tun sich oft extrem schwer. Die kommen in die Politik, steigen als Meister ein, haben aber nie eine Lehre gemacht. Das ist dann auch entsprechend kräfteraubend.
Apropos Quereinsteiger: Ein Vergleich zwischen Wirtschaft und Politik im Top-Management…
In einer Aktiengesellschaft oder einem großen Unternehmen muss man Mehrheiten suchen und Menschen von seinen Zielen überzeugen. Das sind schon starke Parallelen zur politischen Führungsebene. Deshalb tun sich Quereinsteiger aus dem Top-Management in der Politik wohl auch etwas leichter.
Eine Parallele zwischen Top-Management und einer politischen Funktion ist auch mangelndes Feedback. Wie bist du zu realistischen Rückmeldungen gekommen?
Man muss den Charakter haben, Distanz zu wahren und Schulterklopfern zu widerstehen. Ich habe ja noch nie so viele Geburtstags-SMS bekommen, wie während meiner Zeit als Landesrat. Aber die meinen ja nicht dich als Person, sondern die gelten hautsächlich deiner Funktion. Diese Charaktereigenschaft, Distanz zu wahren,war auch ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl meines Umfeldes.
Was war rückblickend dein größter Erfolg als Landesrat?
Gefühlsmäßig war es die zunehmende Akzeptanz als Agrarreferent durch die Bauernschaft. Anfangs hat mir ja durchaus eine gewisse Skepsis entgegengeschlagen, hauptsächlich, weil ich selbst kein Landwirt bin. Und im Gemeindereferat war es die De-facto-Abschaffung der Bedarfszuweisungsgespräche. Unsere Bürgermeister sind seitdem keine Bittsteller mehr.
Wie gelingt der Übergang von der Politik ins Leben danach?
Dass sich kaum ein Unternehmen parteipolitisch punzieren lassen will, erschwert einen Wechsel in die Privatwirtschaft enorm. Ich hatte das Glück, dass ich in den öffentlichen Bereich zurückkehren konnte, aus dem ich schlussendlich auch gekommen bin.
Frauen und Männer und der Zugang zu Macht. Hast du da Unterschiede feststellen können?
Ja, definitiv. Frauen sind tendenziell weniger bereit, von ihren Positionen abzuweichen. Das bringt zwar weniger Kompromisse, aber mehr Konsequenz.
Du bist seit einiger Zeit mit einer schweren Krankheit konfrontiert. Wird dadurch nicht vieles relativiert?
Wenn früher etwas schiefgelaufen ist, habe ich mir immer gesagt, Hauptsache du bist gesund. Jetzt kann ich das leider nicht mehr sagen. Dadurch werden die Dinge natürlich irrsinnig relativ. Ein Kärntner Landesrat ist ja tatsächlich nur ein Staubkorn in einer Welt mit sieben bis acht Milliarden Menschen.
Trotzdem bist du immer noch an Politik interessiert…
Ich bin und bleibe ein politischer Mensch. Relativ heißt ja noch lange nicht schlecht. Politik ist wichtig, betrifft uns alle und ich möchte keine Minute missen. Die vielen spannenden, traurigen und erfolgreichen Momente, die ich erleben durfte, lassen mich auch mit meiner Krankheit viel leichter umgehen.
Was würdest du Verantwortungsträgern der Zukunft gerne mit auf den Weg geben?
Ohne große Ratschläge geben zu wollen, würde ich vor allem meinen, dass man Politik nicht wegen des Prestiges, sondern aus Überzeugung machen sollte.
Ich darf dich noch um ein Schlussstatement ersuchen…
Mir hat meine Zeit in der Politik Spaß gemacht und mich fasziniert Macht im positiven Sinne. Ich glaube, dass man mit Macht sehr viel bewirken kann, wenn man den richtigen Charakter hat.
Danke für das Gespräch.