Pfr. Mag. Manfred Sauer
Manfred Sauer ist Superintendent der Evangelischen Kirche. Kunst ist ihm besonders wichtig – als Inspirationsquelle, als Lebensexilier und um Menschen zusammenzubringen. Er ist „Seelsorger“ im wahrsten Sinn des Wortes und steht nach dem 500-Jahr-Jubiläum zur Reformation Rede und Antwort.
„Die Kunst, Menschen zusammenzubringen“
Ganz profan gefragt: Wie wird man Superintendent?
Man kann sich nicht einfach selber bewerben, sondern muss von einer der 33 Pfarrgemeinden vorgeschlagen werden. Gewählt wird man dann basisdemokratisch auf einer so genannten Superintendentialversammlung. Für das Amt des Superintendenten braucht es dort die Zweidrittelmehrheit.
Eine Machtposition zu erreichen ist das eine, diese aber auch zu nützen, das andere…
Macht kommt ja von machen, und in meinem Fall ganz besonders vom Mitmachen. Konkret vom Mitmachen anderer Menschen, die ich überzeuge, begeistere und einbinde. Es braucht ganz unterschiedliche Fähigkeiten, um ein Schiff wie unsere Kirche vorwärts zu bringen.
Als geistlicher Steuermann stehen sie auch im Scheinwerferlicht. Wie gelingt Wirkung in den Medien aus Ihrer Sicht?
Indem man gesellschaftlich relevante Themen offen und glaubwürdig anspricht. Beispielsweise habe ich in der Ortstafelfrage und zum Zusammenleben mit der slowenischen Volksgruppe schon frühzeitig Stellung bezogen. Überhaupt habe ich mich nie gescheut, Rede und Antwort zu stehen.
Glaubwürdigkeit und Glaube gehen ja Hand in Hand…
„Glaubwürdig bleiben“ war deshalb auch unser Slogan bei der Landesausstellung 2011. Ich denke, man spürt sehr schnell, wie weit Wort und Person auch zusammenhängen. Wir dürfen nicht Wasser predigen und Wein trinken.
Was hat ein kirchliches Spitzenamt mit Top-Funktionen in Wirtschaft oder Politik gemeinsam?
Dass man in solchen Positionen exponiert und gelegentlich auch sehr einsam ist, gilt für einen Konzern oder die Politik gleichermaßen. Auch dass man Menschen braucht, denen man vertraut, die einem den Rücken stärken und mit ihren Begabungen ein Stück des Weges begleiten.
Frauen und Männer in Top-Funktionen: Haben Sie da Unterschiede kennengelernt?
Frauen gehen meiner Wahrnehmung nach mit dem Thema Macht entspannter um als wir Männer. Vielleicht liegt das an einer ausgewogeneren Mischung von Bodenständigkeit und Kreativität.
Können Sie auf Ihrem Lebensweg einen Moment oder eine Situation ausmachen, wo Sie sagen würden, das war ein entscheidender Durchbruch?
Also ein wichtiges Ereignis in meiner bisherigen Amtszeit war sicher die Landesausstellung 2011 in Fresach. Was da gelungen ist, in welcher Dimension, ist schon unglaublich.
Inzwischen haben Sie die Wiederwahl geschafft…
Das war 2013.
Und heuer haben Sie dann noch ein anderes Datum abzuarbeiten gehabt: 500 Jahre Reformation. Ein erster Rückblick auf die Festivitäten in Kärnten ist schon erlaubt?
Ja, und es ist eine sehr vielfältige und schöne Bilanz. Denn wir haben nicht nur den Blick in die Vergangenheit gerichtet und Martin Luther als unseren evangelischen Heiligen präsentiert, sondern die Kernthemen unserer Reformation unter dem Stichwort „Freiheit und Verantwortung“ zusammengefasst und in aktuellen Bezug gebracht. Beispielsweise in Hinblick auf brisante Themen wie Überwachungsstaat oder gläserner Mensch. Und das eingangs erwähnte Thema Kunst war natürlich auch prominent vertreten. Unter anderem ist in Villach ein Kunstwerk als sichtbares Zeichen für das Jubiläum entstanden und vom italienischen Künstler Cesare Lievi ein Theaterstück geschrieben worden.
Apropos Bilanz: Was zählt ist, was bleibt, könnte man sagen. Gibt es jetzt schon Dinge, wo Sie glauben, Spuren hinterlassen zu haben?
In unserem Beruf als Pfarrerin und Pfarrer ist es ganz wichtig, dass es nachhaltig gelingt, Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen glaubwürdig und authentisch seelsorgerlich zu begleiten. Darüber hinaus hat bei mir halt die Kunst schon immer eine besondere und bleibende Rolle gespielt. Sie ist für mich Inspirationsquelle, Lebenselixier und eine Chance, Menschen zusammenzubringen. Das Museum in Fresach, die Kirche in Pörtschach mit den Glasfenstern, die Professor Tichy gestaltet hat. Oder die Kirchen in Krumpendorf und Fresach mit den Fenstern von Glawischnig beziehungsweise Huber. Das sind Dinge, die bleiben werden, zumindest eine Zeit lang. Aber wie singt ja unser Rainhard Fendrich so schön: Erinnerung is nua a Reifenspur im Sand, da Wind wahts zua oft vü zu fruah, host’as nimma in der Hand.
Ein Blick in die Zukunft: Was möchten Sie künftigen Verantwortungsträgern und Verantwortungsträgerinnen mit auf den Weg geben?
Ganz wichtig ist, die Bodenhaftung nicht zu verlieren. Dann möchte ich den Schweizer Reformator Huldrych Zwingli zitieren: Tu um Gottes Willen etwas Tapferes. Damit meine ich beispielsweise, Entscheidungen zu treffen, auch auf die Gefahr hin, falsch zu liegen. Es muss einen Punkt geben, wo einer sich hinstellt und sagt, so machen wir das, und das dann auch verantwortet. Und zu guter Letzt möchte ich noch ein gewisses Gottvertrauen in Form von Gelassenheit, Zuversicht, und positiver Grundhaltung einmahnen.
Danke für das Gespräch.